Last Updated on 08/04/2025 by Lea

Großvater, der Besuch ist da!

Aufmerksam werde ich auf Tan An auf einem gelben, gefalteten Zettel. Darauf befinden sich Empfehlungen für Ausflüge in Banaue und Umgebung. Ein kleiner Service vom Hotel, wobei die Rezeption sicherlich gerne bereit ist die Buchungen zu übernehmen. Für Tan An braucht man aber keine Buchung sondern muss einfach nur das Hotel verlassen, am Swimmingpool, in dem ich nie jemand schwimmen gesehen habe, vorbei und die Stufen bergab gehen. 412 sind es angeblich, ich höre nach 100 auf zu zählen. Die müssen wir sicherlich wieder hochgehen bevor der Regen kommt.

Noch bevor wir ins Dorf kommen passieren wir den ersten Souvenirladen. Wie auch sonst überall ist niemand aufdringlich und wir gehen weiter. Das Dorf hat ein paar alte Häuser, die noch auf Holzstelzen stehen und auch noch aktiv verwendet werden. Das ist schön zu sehen, die letzten der Art haben wir im Museum in Bontoc betrachten können.

Noch einige Stufen weiter unten warten ein paar Kinder auf uns. Die älteste ist circa 16.

„Do you wanna see a human skeleton?“ 

Okay, darauf war ich nicht vorbereitet.

Ich zögere und verneine. Die Mädchen sind ein bisschen überrascht und wir mir scheint auch etwas beleidigt. Aber ich habe aber beim besten Willen gerade keine Lust auf ein menschliches Skelett. Im Scherz sage ich ein paar Meter weiter zu Jen unserer Reiseführerin, die mit ihren Touren alle paar Wochen mal in Banaue ist: „Hoffentlich haben sie nicht ihr Vorfahren ausgegraben.“ Jen sieht auf und lacht: „Doch, doch, ihren Großvater!“ Aber den hat sie sich auch noch nie angeschaut.

Eine seltsame Vorstellung das Skelett seines eigenen Großvaters auszugraben und zu vermarkten als Sehenswürdigkeit. Hierzulande etwas weniger seltsam, weil jung und alt auf oft sehr engen Raum sehr nah zusammenlebt und es auch vor Toten weniger Scheu gibt. Ua einer der Gründe warum philippinische Krankenschwestern weltweit so beliebt sind, weil sie kein Problem im Pflegen sehen und einen anderen Umgang mit dem Tod haben. Jen erzählt uns, dass sie bis ihr Opa gestorben ist im gleichen Bett geschlafen hat. Und nicht aus Platzgründen. Auch ihre Schwestern wollten nahe sein und haben sich oft statt ins eigene Bett einfach daneben dazu gekuschelt. Bei den Temperaturen hier für mich schwer vorstellbar soviel Nähe, aber die Selbstverständlichkeit mit der sie davon erzählt, gefällt mir.

Wir besichtigen die Reisfelder und gehen den gleichen Weg zurück. Ich überlege es mir noch und entscheide dann, dass es dabei bleibt. No skeleton today. Da kaufe ich dann doch lieber handgewebte Tischläufer oder geschnitzte Figuren. 

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Ich war auf Einladung des Philippinischen Tourismusamtes unterwegs.