Last Updated on 10/04/2021 by Lea
Zweieinhalb Tage im Himmel auf Erden
Manchmal spielt die Unterkunft im Urlaub eine Nebenrolle. Auf Städtetrips übers Wochenende zum Beispiel, wenn es darum geht so viel wie möglich zu sehen und abends nur müde in ein Bett zu fallen. Dann wiederum gibt es Urlaube, wo das Hotel die Hauptrolle spielt. Zu letzteren gehört das Amanpulo Resort auf der Pamalican Insel in den Philippinen. Ein bisschen wie im Film darf man sich dabei auch fühlen.
Das Inselresort gehört zu Aman, einer weltweiten Luxushotelkette mit architektonisch interessanten Gebäuden in ungewöhnlichen Orten und exzellentem Service. So zumindest kann man das online in Fachmedien nachlesen, dann Amanpulo ist mein erstes Amanresort. Aber auch die anderen faszinieren mich schon beim Anblick. Da wäre zB Amangiri in Utah (USA), das sich geschickt in die Canyon-Landschaft ringsum einfügt, oder Aman Sveti Stefan, das in Montenegro auf einer Fischerinsel in alten Gebäuden platziert ist.
Zurück zu den Philippinen. Amanpulo ist das exklusivste Resort seiner Art im Land, nicht zuletzt auf Grund seiner Lage. Obwohl es ein paar verstreute Inseln ringsum gibt, so schnell verirren sich hier keine anderen Touristen her. Es sei denn, man hat einen Aufenthalt im Hotel gebucht. Dann beginnt die Reise und somit der eigentliche Urlaub am kleinen Soriano Hangar am Rande des großen internationalen Flughafens in Manila.
Vor einigen Jahren, als El Nido noch nicht ganz so bekannt war, bin ich von exakt diesem Gate nach El Nido zum Pangalusian Resort aufgebrochen. Mittlerweile ist man auf ein größeres Gate für El Nido Flüge ausgewichen und der ehemalige Warteraum steht leer. Gäste, die auf das Boarding nach Amanpulo warten sind unter sich. Bereits hier ist es eine exklusive Atmosphäre. Mein Gepäckstück – einen großen Backpackrucksack den irgendwer von der Agentur mal empfohlen hat und jetzt sehr unnötig erscheint – hab ich keinen Meter tragen müssen. Boardingpass gibt es schlichtweg keinen, es herrscht freie Sitzplatzwahl – sowohl im Warteraum als auch im Flieger. Zwei ältere Damen sitzen wie wir im Außenbereich, wo die Bodenmitarbeiter Ventilatoren gegen die Hitze aufgestellt hat. Die Ladies rauchen eine Zigarette nach der anderen, gönnen sich ein kleines Bier und lesen im Kindle. Die nächsten Gäste treffen ein, es ist ein junges Paar, das aussieht wie aus einem japanischen Modemagazin. Die beiden bevorzugen den klimatisierten Bereich und verschwinden aus dem Blickwinkel. Ein bisschen erwarte ich fast, dass jemand berühmter vorbei spaziert. Ganz gleich wer und sei es ein philippinischer Politiker, aber die sind momentan mit der Präsidenten Wahl beschäftigt.
Jeder Sitz ein Fensterplatz
Es ist ein bunter Mix an 15 Menschen die zwei Nespresso Kaffees später den Privatjet boarden. Das Gepäck ist genau abgewogen, auch wir werden vor der Reise auf die Waage gestellt. Ohne selbst das genaue Resultat sehen zu müssen, man ist diskret. Und wer will schon wissen wieviel man genau wiegt, jetzt wo der Flieger richtig Inselparadies und Bikinitage abhebt?
In der kleinen Tasche vor dem Sitz befindet sich eine dünne Decke, Socken und Ohrstöpsel. Und ein kleiner Introduction-Guide über das Hotel, sowie eine Karte mit unserem Flugstrecke. Siehe da, wir fliegen exakt nach Plan. Rechts ist zuerst die Bucht von Manila zu sehen mit der berühmten Corregidor Island, später fliegen wir seitlich am eindruckvollen Taal Vulkan vorbei, der in der Mitte des Vulkansees noch einen weiteren Vulkan mit Kratersee hat. Dann geht es schräg über Mindoro und über’s Meer. Nach einer Stunde kann man in der Ferne bereits die Landebahn auf der Insel erkennen.
Windowseat: Manila nach Amanpulo
Angel
Angel heißt das freundliche Mädchen, das uns gleich den Himmel auf Erden auf Amanpulo und unsere Villa zeigen wird. Angel hat ein freundliches Lächeln und trägt eine Zahnspange. Ein Detail, das einem vermutlich nur dann auffällt, wenn man Tage zuvor noch mit zahnlosen armen Reisbauern im Norden der Philippinen gesprochen hat. Angel hat jedenfalls nicht nur ein sympathisches Lächeln, sie weiß auch genau was wir wollen: am schnellsten Weg in unsere Casita und zum Strand. Sie gibt Gas.
Mit dem Golfcar geht es direkt zur Casita 22, ein einfaches Häuschen mit direktem Strandzugang und so ziemlich allem was das Herz erfreut. Eiswürfel im Bucket, frische Mangos am Tisch, Nespressomaschine und frische Milch in der Minibar. Wir wissen gar nicht was zuerst tun. Im kleinen Golfauto eine Runde um die Insel düsen? Oder doch lieber in die Hängematte legen? Oder gleich ins Meer? Oder doch noch einen Kaffee? Oder noch ein paar Selfies? Angel will wissen, ob wir auch zwei Mountainbikes haben wollen. Klar doch. Eine halbe Stunde später stehen die zwei vor der Casita am Parkplatz. Doch nun ist es endgültig zu heiß für Sport. Besser nochmal ins Meer.
Fragen über Fragen. Gottseidank hat Angel einen Plan und den auch gleich nach unseren Wünschen angepasst und ausgedruckt. Am Programm stehen ein Tapas Dinner im Beachclub, eine frühmorgendliche Ausfahrt mit dem Boot zum Fischen, ein Schnorcheltrip und ein Besuch bei Axel, dem österreichischem Küchenchef. Volles Programm.
Roger
Unsere nächste Begegnung in Amanpulo heißt Roger, zugegeben selbstgetauft. Roger ist eine Art Eidechse und verursacht zweierlei: Schrecken und Entzücken. Roger wohnt wohl hier und hat eindeutig mehr Anspruch als wir auf die Wasserschale vor der Casita. Wir hoffen er spielt nur zuhause mit seinen größeren Geschwistern, auch wenn – wie wir uns bei nächster Gelegenheit bestätigen lassen – ungefährlich ist. Seine größer ausgefallenen Artgenossen mussten die Insel zugunsten der Hotelgäste verlassen.
Sundowner mit Tapas
Den ersten Abend verbringen wir mit Michi Server, einer der charmanten Sales Managerinnen des Resorts, die gerade für ein paar Tage zum Arbeiten hier ist. Ihr Office ist in Manila. Es ist eine angenehme Unterhaltung zu der wir eine Tapas Platte serviert bekommen, die in Katalonien vielleicht nicht alle als die besten durchgehen würden, aber hier nach zwei Wochen Reis mit Irgendwas sehr gut tut. Das einzige, was von der Unterhaltung ablenkt ist der Sonnenuntergang. „Jeder Sonnenuntergang hier ist anders“ sagt Michi. Ich frage mich, wie man den heutigen beim besten Willen noch übertreffen könnte.
Kat
Kat ist unser Angel by Night, denn sie ist die Expertin was Sterne anbelangt mit einem großen Skywatcher (einem 1800 x 150 mm Refraktor-Teleskop) stehen wir unweit vom Hauptgebäude entfernt und suchen Sternbilder. Das heißt, Kat sucht und wir staunen. Amanpulo ist auf Grund seiner Lage besonders geeignet um Sternbilder zu sehen. Kat zeigt uns verschiedene Konstellationen, wie zB Sirus, Orion, Saturn, der Polarstern, der große Wagen und das Kreuz des Südens. Die letzten zwei erkenne ich auch ohne Hilfe. Direkt unter dem Kreuz des Südens wartet unsere Casita auf uns mit einem frischen Bett und einer kaum hörbaren Klimaanlage. Laut hörbar ist allerdings der Gecko im Vorraum. Der gehört nicht zum Inventar und lässt sich leider auch nicht ausschalten.
Als ich am nächsten Tag das Gecko Problem in einem Gespräch mit der australischen Resortmanagerin, verursacht das nicht mehr als ein Schulterzucken. Man ist naturverbunden auf Amanpulo. So ist das eben mit Geckos, schließlich sind wir auf einer exotischen Insel im Paradies. Nicht unsympathisch, ein weiterer Punkt für Amanpulo. Und auch für den Gecko.
Die Sulusee
Der nächste Tag beginnt mit Peter und seinem Kollegen, die uns nach dem Sonnenaufgang direkt vor unserer Casita mit dem Boot abholen. Es geht raus zum Fischen. Mädchenstyle. Oder jedenfalls eine Stilrichtung, an die ich mich gewöhnen könnte. Es warten eine Karaffe mit frischem Kaffee und noch Ofenwarmen Pain au Chocolate. Dann erst geht es wirklich raus zum Fischen, zuerst schleppen wir und ich fange tatsächlich zwei Grouper, später versuchen wir unser Glück noch mit Bleien, aber außer ein paar Zierfischen fangen wir nichts. Mehr als genug ist es trotzdem für das Abendessen, das uns Axel zubereiten wird auf traditionelle philippinische Art.
Zwei Stunden später zurück auf der Insel bleibt gerade noch Zeit für ein Frühstück bis es weitergeht zum Küchenchef Axel Neinhard, der zeigt wie man Adobo kocht (Chicken Adobo Rezept) und über seine Pläne erzählt, wie er den Garten gerne umbauen würde um komplett unabhängig von den Lieferungen zu sein. Besonders schön ist es ein paar Blätter des Keffir Lime Baums zu ernten.
Wenn das Paradies einen Duft hätte, wäre es sicherlicher Keffir Lime.
Wir bekommen eine Führung durch die Anlage und sehen dabei auch gleich noch die größeren Villen und Hill Top Casitas. Irgendwo am Ende der Insel sind gerade acht Russen untergebracht, die täglich einen hohen Fisch und Lobster Konsum haben, gerade eben wird wieder ein Fisch aus dem Aquarium geholt, wo die Fische frisch gehalten werden.
Und plötzlich frage ich mich, was wohl alle anderen Gäste hier im Urlaub treiben. So sehr man sie auch sucht, den typischen Urlauber gibt es hier nicht auszumachen. Junge Familien mit Kind, Pärchen, altere Ehepaare, Freundesgruppen aus Hongkong und Japan, eine spanische Großfamilie. Es gibt so viele Optionen zu speisen und sich aufzuhalten, dass man immer nur ein paar auf einmal sieht. Viele ziehen sich wohl auch komplett in ihre Unterkünfte zurück und lassen sich dort bewirten. Ich stelle ein Theorie auf: am besten kommt man hierher wenn man frisch verliebt ist, im Paradis soll man viel Sex haben, himmlisch Essen und einen kleinen Realitätsverlust erleben, weil es so umwerfend schön ist. Dem Anblick nach dürfte das Konzept aber auch für die Flitterwochen funktionieren. Natürlich gibt es auf Amanpulo auch eigene Romantik-Arrangements inklusive Trauung am Strand. Vor ein paar Wochen war sogar die gesamte Insel ausgebucht, ein Pärchen aus Hongkong hat seine Hochzeitsgäste zur Feier eingeladen. Ein Inselparadies nur für Familie und Freunde? Vielleicht ist das dann aber auch einfach schon zu viel des Guten. Oder etwa nicht?
Was macht nun also Amanpulo aus? Seine einmalige Lage, das liebenswerte Personal und die naturverbundenen Sportmöglichkeiten. Wer viel Unterhaltung, Party oder Abwechslung, sucht ist hier allerdings fehl am Platz.
Rodel
Rodel ist ein kleines Highlight, denn bei uns in Österreich heißt der Name unseres netten Kellners Schlitten. Das beschäftigt mich sosehr, dass ich beim Abendessen ihn gleich auf sein Namensschild anspreche. Nun, gehört hat er davon noch nie und als ich mit meine Begeisterung für seinen Namen (und das Rodeln im Winter) ausdrücken möchte, dämmert mir, dass er als Filipino meine Begeisterung vielleicht einfach nicht ganz nachvollziehen kann. Er nickt jedoch freundlich und scheint sich zumindest zu freuen, dass ich mich freue.
Rodel serviert uns ein tolles mehrgängiges Menü aus der philippinischen Küche, das Axel für uns zubereitet hat. Bisher bin ich nicht der größte Fan philippinischer Küche, aber dieses Mahl soll eine Ausnahme sein. Es gibt absolut köstliches Thunfisch-Kinilaw, Pata Pata knusprige Stelze mit Sojasauce und den selbstgefangenen Fisch. Eine kleine Familie wäre reichlich satt geworden an der Fülle. Am liebsten würde ich es mir einpacken lassen für den Heimflug „Amanpulo in a bag to go“ sozusagend.
Zwei Gläser Wein später und wir sagen dem Kreuz des Südens ein letztes Mal auf dieser Reise Gute Nacht.
Der letzte Tage bricht an und zum ersten Mal in zwei Wochen bin ich ausgeschlafen. Reisen und schöne Hotels erkunden ist eben anstrengend. In der abgedunkelten Casita ohne Morgenprogramm aber eine notwendige Pause. Nach einem kleinen Frühstück geht es gestärkt zum Schnorcheln, inklusive Fischfütterung. Ein Spaß sondergleichen. Vor allem wenn man mit einer japanischen Gruppe am Start ist. Peter vom Fischen ist auch wieder dabei, diesmal ist er Schorchelguide und holt die erstaunlichsten Dinge vom Meeresboden nach oben, wie zB einen riesigen lilafarbenen Seestern. Er weiß auch wo die große Schildkröte sich versteckt hat und wir können sie eine ganze Weile beim Grasen beobachten. Zurück an Deck reicht er kühle Wasserflaschen und weiche Handtücher. Müssen wir wirklich schon zurück an Land?
Es ist ein Abschied der schwer fällt. So richtig schwer. Der vermutlich einzige Unterschied zum echten Paradies wird jetzt klar. Erstens die offene Rechnung, die jetzt beglichen werden soll und zweitens das tatsächliche Ende des Aufenthalts. Das würde es im Paradies nicht geben.
Amanpulo Resort Informationen
Die Flugbuchung erfolgt ebenfalls über Amanpulo. 29 Casitas (mit Strandzugang), 4 Treetop Villas (teils mit Infinity Pool) und 5 Hillside Casitas sind für jeweils 2 Personen eingerichtet, es gibt aber auch 11 größere Villen mit Butler und eigenem Koch. Das Essen wird separat verrechnet, ebenso wie Minibar, etc. Allerdings muss man keine nervigen Rechnungen unterschreiben nach jeder Bestellung. Inklusive im Aufenthalt sind die Schnorchelausflüge (zweimal täglich und sehr zu empfehlen) sowie andere selbstständige Fitnessangebote (Mountainbikes, Windsurfen).
- Casita: ab 1.000 USD/Nacht (egal ob Einzel oder Doppelbelegung)
- Flug Manila-Amanpulo retour: 495 USD pro Person
- Fotostrecke vom Flug nach Amanpulo
Am schönsten ist auf Amanpulo außerhalb der Regenzeit, zwischen Oktober und Mai in der trockenen Zeit (in der es aber auch sehr heiß werden kann). Ich war Anfang Mai und es war perfekt und gab kaum Sandfliegen, die zu anderen Jahreszeiten nerven können. Malaria ist kein Problem auf Pamalican und es gibt eine medizinische Versorgung durch einen Arzt oder Resident-Krankenschwester für den Notfall. Im Zimmer warten eine Strandtasche, ein großer Strohhut und Bade-FlipFlops auf die Gäste, sowie ein milder Insektenschutz, denn man ruhig durch No-Bite oder AntiBrumm ergänzen sollte.
WLAN ist gratis und in den Unterkünften sowie im Club House verfügbar, an anderen Orten verzichtet man absichtlich darauf. Gut so. Funktioniert einwandfrei und ohne Login, WLAN-Schmarotzer haben hier sowieso keine Chance.
Der Großteil der Mitarbeiter kommt von der Nachbarinsel, der Rest sind internationale Mitarbeiter. Es herrscht eine ungezwungene Atmosphäre und das gegenseitige Zuwinken vom Golf Cart ist üblich. Die Insel wird vom Sicherheitspersonal streng kontrolliert, davon bekommt man als Gast aber wenig mit.
Konkrete Angebote und weitere Informationen:
www.aman.com/resorts/amanpulo
Vielen Dank an Amanpulo für die Einladung! Alle Meinungen sind wie immer meine eigenen.
Danke Binibining Viktoria für die wunderbare Begleitung.
Fotorechte: Lea Hajner
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