Last Updated on 20/08/2019 by Lea

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Im Kaunertal, an einem der dunkelsten Orte Österreichs, lässt sich der Sternenhimmel besonders gut beobachten. Seit einiger Zeit geht es von August bis September auch mit geführten Touren in die Nacht.

Über die 26km lange Kaunertaler Gletscherstraße geht es ganz bequem bis auf knapp 2000m Seehöhe in eine vom Gletscher geschaffene, alpine Welt. Hier sind – bis auf die Lichter des Gepatschhauses und der kleinen Alm etwas weiter oben – keine Lichtquellen zu sehen. Wenn die Dunkelheit sich Mitte August um ca 21 Uhr sanft über die Bergwelt legt, ist es Zeit zur Sternenwanderung aufzubrechen.

Über uns nur das Himmelszelt

Die Gruppe trifft sich bereits unten an der Mautstation in Feichten, die Übernachtungsgäste am Gepatschhaus können oben dazu stoßen. Ich bin schon etwas früher angereist, habe mich bereits ein wenig um die Hütte umgesehen und zu Abend gegessen. Die Halbpension der Hütte fällt großzügig aus, neben einer köstlichen Griessuppe, gibt es bunte Pappardelle mit Gulasch und eine leichte Joghurt-Nachspeise. Noch eine Tasse Tee und dann hole ich auch schon meine Kamera, Daunenjacke und das Stativ hervor. Es kann losgehen.

Mit Rotlichtlampen (um die Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen) und warmer Kleidung gerüstet geht es nun für alle ab über die Wiesen zu mehren Stationen. Noch sind die Schatten der Berge gut zu erkennen – und es funkelt auch bereits etwas am Himmel. Meistens kann man die Planeten eine Weile vor anderen Sternen erspähen, weil sie in unserem Sonnensystem sind und von der Sonne angeleuchtet sind. Ihr Licht ist stabiler und im Gegensatz zu „normalen Sternen“ funkeln sie kaum.

Etwas später taucht neben dem Planeten Jupiter auch Saturn am Himmel auf. Saturn werden wir am Ende der Wanderung auch noch genauer durch das Teleskop sehen – ganz klar zeichnen sich die Ringe rund um die Kugel ab. Mit dem freien Auge ist der Ring nicht mehr erkennbar.

Die Landschaft direkt vorm Gepatschhaus mit dahinterliegendem Kaunertaler Gletscher.

Sterne, Planeten und andere Galaxien

Im Zuge der Wanderung halten wir immer wieder an und die beiden Guides an diesem Abend Norbert Span (Meteorologe und Geophysiker) und Alexander Legniti (Biologe und Dichter) werfen Fragen auf – und natürlich beantworten sie auch viele Fragen. Wir überlegen Größeneinheiten, errechnen anhand von Beispielen Distanzen und hören über die Entstehung des ersten Lichts. Was sehen wir eigentlich am Himmel? Sterne, Planeten, andere Galaxien. Was wissen wir und was nicht?

Was mich an all diesen Fragen am meisten beeindruckt ist, wie selten wir sie uns selbst stellen. Im Alltag gehen sie unter, wir schenken dem Himmel nur noch selten eine Beachtung. Wir brauchen Urlaub und fahren in fremde Länder und staunen dort über den Sternenhimmel. Dabei gibt es ihn schließlich überall, auch wenn er abseits von Lichtglocken natürlich besser zu sehen ist. Doch selbst in den Städten sehen wir Sterne, auch wenn es weniger sind. Doch welche sind es, was sagt uns ein besonders heller Stern in den frühen Morgenstunden im August? Zeit, einige dieser Fragen zu beantworten.

…when the moon is in the Seventh House And Jupiter aligns with Mars…

Wer hat schon einmal sein eigenes Sternbild gesehen? Aus unserer, doch recht großen Gruppe hebt kaum jemand seine Hand. Auch ich habe noch nie am Nachthimmel das Sternbild des Skorpions gesehen. Aber, immerhin lerne ich nun, wann und wo ich suchen kann. Die Sternbilder stehen rund um den Geburtstag stets in der Sonne, dh. ca 6 Monate nach/vor dem Geburtstag findet man es am Nachthimmel. Bei der Suche helfen Sternenkarten und spezielle Apps für Smartphones. Wie ich an einen besonders dunklen Ort – also ins Kaunertal – komme, weiß ich ja nun.

Stella Polaris

Unsere Vorfahren haben den Sternenhimmel stets sehr genau im Blick gehabt, einerseits gab es damals noch keine Lichtverschmutzung und andererseits hat man anhand vom Sternenhimmel navigiert. So wussten Seefahrer und Wanderer anhand des Polarstern immer wo Norden war. Der Polarstern ist der einzige Stern am Himmel, der im Laufe der Nacht seine Position nicht ändert. Alle anderen „wandern“.

Bei einem Besuch im Planetarium in Bozeman in den USA hat man uns sogar erzählt, dass Indianer „Dunkelbilder“ anstatt von Sternenbildern hatten. Heute fast unvorstellbar. Alexander stellt dazu eine interessante Frage: wieviel sehen wir eigentlich? Tatsächlich sieht man in einer klaren Nacht mit freiem Auge rund 6000 Sterne – theoretisch. Das sind aber nur 5% vom Sternenhimmel.

Auf Sternschnuppenjagd im August

Besonders hoch sind die Chancen auf Sternschnuppen im August, wenn die Perseiden wiederkehren. Der jährlich auftretende Meteorstrom in der ersten Augusthälfte stammt von einem Kometen, den es schon lange nicht mehr gibt. Die Auflösungsprodukten des Kometen 109P/Swift-Tuttle fliegen aber nach wie vor im Weltraum rum und einmal im Jahr (eben im August) kreuzt die Erde mit ihrer Bahn die Staubspur, die der Komet im All hinterlassen hat. Die Teilchen treffen dabei mit hoher Geschwindigkeit auf die Atmosphäre und bringen die Luftmoleküle zum Leuchten. Leichter kann man sich das ganze vorstellen, wenn man an eine Autofahrt im Schneetreiben denkt – da beleuchten die Scheinwerfer die dicken Flocken, die uns entgegen fliegen.

Die Perseiden sind übrigens nur der Höhepunkt der Sternschnuppen-Saison – mit etwas Glück kann man immer welche sehen!

Und so vergeht die Zeit draußen wie im Flug. Weitere Fragen werden beim gemütlichen Ausklang in der Stube des Gepatschhauses diskutiert, bevor sich alle auf den Weg in ihre Betten machen.

Ich bin froh nur einen Stock nach oben zu müssen und gehe nochmal kurz vor die Türe mit einer dicken Daunenjacke bekleidet. Der Mond scheint und erleuchtet das friedliche Tal. Schön ist es und am liebsten würde ich bei Neumond nochmal herkommen. Wenn man trotz hellem Mondschein schon soviel sehen kann, wie fantastisch muss es dann wohl erst bei völliger Mond-Dunkelheit sein?

Mit Hilfe des Teleskops werfen wir noch einen Blick auf den Saturn.

Übernachten am Gepatschhaus

Direkt am Ausgangspunkt der Sternenwanderung steht das Gepatschhaus. Wer nach der nächtlichen Wanderung nicht mehr zurück ins Tal fahren möchte, kann hier auch übernachten. Zur Auswahl stehen Doppel- und Mehrbettzimmer, sowie Matratzenlager. Ab 11€ für AV-Mitglieder, 24,50€ für die HP.

Tipp: Besonders schön sehen die Mehrbettzimmer in der kleinen Kapelle aus – die kann man ebenfalls über das Gepatschhaus buchen. Einfach bei der Buchung danach fragen!

Ab in die Sternennacht!

Noch bevorstehende nächtliche Treffen in der schönsten Sackgasse der Welt: 

  • 21.08., und am 28. August 2019 – jeweils von 20:15 -23:45 Uhr
  • Am 4.09., 11.09. und 18.09.2019 – jeweils von 19:30 – 23:00 Uhr

20 Euro, mit Gästekarte 15 Euro. Eine Anmeldung im Tourismusbüro in Feichten ist notwendig, nur Barzahlung möglich! Tel. +43 (0) 50 225 200 

Weitere Infos auf www.kaunertal.com