Last Updated on 11/12/2014 by Lea

Es ist kein leichter Job, den der Moderator beim Krampus Umzug in Igls in Tirol hat. Einerseits scheint er den Auftrag zu haben Hochdeutsch zu sprechen, andererseits hat er eine etwas widersprüchliche Information rüberzubringen. Unter einen Großteil Einheimischer haben sich merkbar einige Touristen unter die Menge des traditionellen Spektakels gemischt. Das fällt manchmal selbst dem Nikolaus schwer. Ist er ist doch sehr froh, dass heute so viele Leute „auf Igls gekommen sind“. Als ihn etwas später dann nicht nur die Grammatik im Stich lässt, und ihm das eine oder andere tirolerische Wort rausrutscht, ist der deutsche Gast, dann aber doch entzückt. Charme haben sie ja schon, diese Tiroler. Auch, wenn man sie nicht immer versteht. Das ist bei Nikolaus und Krampus aber ohnehin nebensächlich, worum es hier geht, weiß schließlich jedes Kind. Nur was genau – und wann -passieren wird, das weiß in erster Linie der Mann mit dem Mikrofon.

Bevor es losgeht drehen die Krampusse erste Runden in ihren Mänteln.

Noch bevor es losgeht drehen die Krampusse erste Runden in ihren Mänteln.

Am Dorfplatz in Igls ist gerade der Nikolaus eingetroffen.

Am Dorfplatz in Igls ist gerade der Nikolaus eingetroffen. 

Tuifl Krapfen.

Tuifl Krapfen. 3 Stück 5 Euro. Heiß, fettig und knusprig gut.

Die viel schwere Aufgabe für den Moderator ist das Ankündigen der Krampusse. Vor denen sollte man schon Respekt und eigentlich Angst haben. Aber nicht zu viel. Denn die schrecklichen Schlagzeilen von Prügeleien und Schwerverletzten sind wohl allen ein Begriff. Also, soll sich das Publikum nicht fürchten, dass so etwas hier passiert. Aber Angst haben sollte man trotzdem. Sonst geht der Sinn und Zweck auch irgendwie verloren.

Zuerst der Nikolaus, dann der Krampus

Zuerst kommt der Nikolaus und bringt seine Gabe für die Kleinen. Die Größen dürfen sich inzwischen selbst an den Ständen belohnen. Mit langen Gummischlangen, Würstel mit Senf oder Fleischkas-Semmeln (Leberkäse). Oder auch den Tuifl Krapfen – in Fett herausgebackene Teigtaschen mit Käsefüllung. Dazu gibt es Punsch oder Bier. Und wenn das letzte Kind beim Nikolo war, das eine oder andere Selfie geschossen wurde, dann wird es ernst.

Aber auch nicht zu ernst, denn zuerst muss der letztjährige Oberkrampus gegen seinen Nachfolger im Kampf antreten. Noch wirkt alles wie ein Schauspiel. Aber dann. Nachdem der Schaukampf ausgetragen ist, ziehen Gewinner und Verlierer wieder ab in die Hölle. Wenig später fällt der Startschuss und die ganze Horde rennt durch die Straße. Das ist also der Krampus-Einzug. Etwas unerwartet kommt die musikalische Untermalung mit „Highway to Hell“. Irgendwie erinnert alles an einen Flashmob. Nur tanzt dann doch keiner.

Es fallen die ersten Hiebe mit den Weidenruten. Manche Krampusse steuern ganz bewusst durch die Menge, da hat wohl der eine oder anderen einen kleinen Wunsch platziert. Ein Krampus schwenkt seine Rute vor einer jungen Dame mit Zigarette in der Hand. Die schüttelt nur den Kopf, nein, die Zigarette gibt sie nicht auf für den Krampus. Tja, da muss sich der Krampus ein neues Opfer suchen.

Einer der Krampusse hat genug und zieht heim.

Einer der Krampusse hat genug und zieht heim. Vielleicht kehrt er später wieder.

Die Krampusse hier gehören dem Krampusverein Igls an. Ihre Kostüme sind prächtig und müssen so einiges wiegen. Dickes Schaffell für den Anzug, Holzglocken am Gürtel und gewaltige Hörner über ihren geschnitzen Masken. Manche haben einen etwas komisch-verzerrten Ausdruck, andere verursachen sofort eine leichte Gänsehaut. Sind sind faszinierend und jede auf ihre Art und Weise auch sehr schön. Manche sind alt, andere scheinen neuer zu sein. Auffallend ist, dass hier keine modernen Bösewichte aufgemalt sind, sondern traditionelle Motive zu sehen sind. Keine Verkitschung, keine Modernisierung.

„Zack“ nicht alle Krampusse sind die freundlich, jetzt hat mich doch einer von hinten in der Kniekehle erwischt. Das brennt ein wenig. Leggings gehören wohl zu den „Don’ts“ in Outfit technischer Hinsicht für Besucher. Gottseidank scheine ich das pelzige Wesen nicht weiter zu interessieren. Er zieht vorbei. Aber da kommt auch schon der nächste. Und dann wünscht man sich wieder Highway to Hell und den Respektabstand, der während des Umzugs leicht möglich ist. Oder man ist nun da angelangt, worauf hin der Moderator einen die ganze Zeit über vorbereitet hat: diese Mischung aus keiner akuten Furcht, aber doch etwas Angst. So wie das zu Krampus eben sein soll. Nächstes Jahr wieder, bitte!

Zum Schluss habe ich es mir dann doch nicht verkneifen können um ein Foto zu bitten.

Zum Schluss habe ich es mir dann doch nicht verkneifen können um ein Foto zu bitten.