Last Updated on 09/03/2019 by Lea

Australien | Schlafen, wo andere Schnorcheln. Das Reefsleep ist eine jeder Erfahrungen, die man sich nur schwer vorstellen kann. Eine Nacht Mitten am Great Barrier Reef auf einem fest verankertem Floss muss man erlebt haben. Was man erwarten darf? Eine luxuriöse Nacht des Campings im eigenen Zelt, für dessen Aufbau am Teppichboden des Decks man selbst keinen Finger rühren muss. Funktionierend WC-Anlagen, heiße Duschkabinen und ein frisch zubereitetes Abendessen sorgen für jenen Touch, der die Nacht im Zelt in den Glamping-Status erhebt.

Das Ponton am Hardy Reef vom Flugzeug aus gesehen.

Das Ponton am Hardy Reef vom Flugzeug bei einem Rundflug von Airlie Beach aus gesehen.

Fast zehn Jahre nach meiner Weltreise kehre ich an jenen Ort zurück, an dem ich meine Begeisterung für die Unterwasserwelt entdeckt habe. Nach einem Schnuppertauchgang in den Whitsundays beschloss ich damals kurzerhand meinen Tauchschein zu erweitern und buchte mich auf ein Liveaboard am Great Barrier Reef ein. Drei Nächte lang schaukelten mich die Wellen in den Schlaf. Untertags ging ich bis zu vier Mal täglich ins Wasser, um alles übers Tauchen und die Tier- und Pflanzenwelt am Meeresboden zu lernen. Und, um das flaue Gefühl im Magen loszuwerden – denn beim Tauchen wird man nicht seekrank.

Tauchen am Hardy Reef 

Am großen Ponton am Hardy Reef hingegen spüre ich bei der Ankunft mit dem großen Boot kaum eine Bewegung. Auf den zwei Decks wuseln Menschen unterschiedlicher Nationalitäten umher, die Sonnenliegen sind besetzt und an der Tauchstation winkt mir Carlos zu. Mit ihm werde ich gleich tauchen gehen. Es ist mein erster Tauchgang seit sechs Jahren und ich bin etwas aufgeregt. Als Kind der Berge sind solche Gelegenheiten rar. Angesichts der vielen Menschen ringsum freue ich mich aber auf die Stille, die mich in Kürze erwartet. Ich bekomme einen dünnen Taucheranzug und einen dicken Shorty aus dickem 5mm Neopren zugewiesen.

Das Hardy Reef liegt direkt hinter dem Bait Reef und beherbergt das Wahrzeichen der Whitsunday Islands, wenn man über das Great Barrier Reef spricht. Denn jede Region entlang der Küste ein Queensland beansprucht einen anderen Teil des Great Barrier Reefs für sich. Hier ist das markante Riff in Herzform das Aushängeschild. Auch wenn es nur klein ist, hat es bereits viele Magazincover geziert und sich einen Namen gemacht.

Das Korallenherz am Hardy Reef in den Whitsundays.

Das Korallenherz am Hardy Reef in den Whitsundays.

Im australischen Winter ist es zwar nicht kalt, aber das Wasser mit 20-22 Grad recht dennoch kühl. Vor allem wenn man vor hat eine Dreiviertelstunde unter Wasser zu verbringen. Die gute Nachricht: der vorherige Sommer war ebenfalls recht kühl, was den Korallen hilft die Schäden der letzten Korallenbleiche (Absterben durch zu hohe Wassertemperaturen und Verschmutzung) zu überwinden. An vielen Stellen sieht man wie auf alten Korallengebilden neue Arme wachsen.

Meine Tarierweste sitzt eng, meine Maske ist ausgewaschen und bereit für den Tauchgang. In letzter Minute ändern wir nochmal den Plan, die Strömung ist stärker als gedacht und so fahren wir in einem kleinen Boot zum Einstieg. Rückwärts geht es ins Wasser und nach ein paar Komplikationen finden wir uns alle vier in unserer Kleingruppe auf rund 9 Meter Tiefe wieder. Direkt neben einer Seeanemone, in der Clownfische eifrig ihre Wohnung putzen. Entlang einer Wand lassen wir uns mit der Strömung zurück zum Boot treiben. Später werde ich in meinem Logbuch unter anderem einen gelbbrauner Kofferfisch, einen Barracuda, Papageienfische und Giant Trevally vermerken.

Unsere Homebase für die Nacht: das Ponton. Foto: funkloch.me & life-is-a-trip.com

Unsere Homebase für die Nacht: das Ponton. Foto: funkloch.me & life-is-a-trip.com

 Tauchgang am Hardy Reef vor den Whitsundays.

Tauchgang am Hardy Reef vor den Whitsundays.

Unter dem Sternenhimmel

Als die letzten Tagesgäste das Boot verlassen, kehrt endlich die ersehnte Ruhe ein. Am Oberdeck werden unter dem freien Himmel die Schlafplätze von der Crew hergerichtet. Bis zu 15 Swags haben Platz. In einen Swag passen zwei Personen, man kann sie aber auch als „Einzelzimmer“ mieten. Die typisch australischen Schlafzelte, sind All-In-One-Pakete: die Matratze ist ins Zelt integriert. Das Zelt lässt sich von allen vier Seiten öffnen und belüften. Über der Matratze ist ein normaler Bettbezug mit dünner Baumwolldecke und einem Polster. Die kleine Taschenlampe soll nachts helfen den Weg zur Toilette zu finden, auch wenn einige Lichte die ganze Nacht durchleuchten an Bord.

Langsam schiebt sich gegen 18 Uhr die Sonne an den Rand des Horizonts. Jetzt wird das Licht besonders schön und die einzigartige Lage des Pontons sticht hervor. Bei guter Sicht sieht man die ersten Whitsunday Islands, ansonsten gibt es nur Meer zu sehen, wohin das Auge auch blickt. Es sei denn, man sieht einen Wal in der Entfernung springen. Auch das passiert durchaus im australischen Winter, sogar recht häufig. Doch meistens schwimmen diese nicht so nah ans Reef ran, dass man sie wirklich gut sieht. Dafür hat man bei den Transferfahrten mit dem Boot Chancen auf Sichtungen.

Relax and take it easy. Chillen im Swag.

Relax and take it easy. Chillen im Swag.

Antipasti nach australischer Art.

Antipasti nach australischer Art.

Mit Anbruch der Dunkelheit werden kleine Snacks serviert: Käsewürfel, Oliven, Paprikastückchen und Cracker. Eine australische Form von Tapas – mit einem guten Glas Wein oder einem eiskalten Bier der perfekte Start in den Abend. Das bereits Wochen vorher vorbestellte Abendessen wird am Tisch serviert. Mein Steak ist perfekt medium rare gebraten, das Gemüse am Buffet gibt eine gute Beilage ab. Die Nachspeisen werden auf gut Glück verteilt. Schade, da wäre mir auch vorab die Wahl schon leichter gefallen. Schokoladekuchen geht eben immer.

Vom Foodkoma und Jetlag ermüdet werfe ich noch einen Blick ins Unterwasser-Observatorium, wo ein paar Fische im Licht an der Scheibe entlang auf und ab schwimmen. Dann verkrieche ich mich in mein Zelt und schalte mit einem Paar Ohrstöpsel auch die restlichen Geräusche, wie die des Generators, aus. Auch jetzt sind die Wellen kaum zu spüren und ich schlafe in der Sekunde ein.

Erst als die ersten Sonnenstrahlen die Wolken am Horizont anstrahlen wache ich auf. Sonnenaufgang ist die schönste Zeit am Ponton und ich genieße das Naturschauspiel in vollen Zügen. Nach einem köstlichen Frühstück mit Rosinen-Toast, frischen Früchten und Ei geht es ab ins Wasser zum Schnorcheln. Heute ist das Wasser extrem klar und ich entdecke alle möglichen Fische.

Sonnenaufgang im Swag.

Sonnenaufgang aus meinem Swag.

Nina (Smaracuja) und Freddie (Freiseindesign) beim Morgenplausch.

Nina (Smaracuja) und Freddie (Freiseindesign) beim Morgenplausch.

Downunder bevor die Tagesgäste wieder das Floss stürmen.

„Down Under“ bevor die Tagesgäste wieder das Floss stürmen. Foto: Nina /smaracuja.de

Wir haben noch einen weiteren Tag vor uns am Ponton bis wir mit der Fähre gegen 3 Uhr am Nachmittag zurückfahren. Diesmal steigen wir in Hamilton Island auf den Whitsundays aus, wo sich ein nationaler Flughafen befindet mit dem wir am nächsten Tag direkt nach Cairns fliegen. Einem der spektakulärsten Flüge, an die ich mich erinnern kann, denn er führt direkt über dem Great Barrier Reef entlang in den Norden. 2.300 Kilometer ist die zusammenhängende Ansammlung von über 2.900 einzelnen Korallenriffen lang. Die größte der Welt und seit 1981 Unesco-Weltnaturerbe. Ich blicke auf die verschiedenen Riff-Formationen, die von oben an Fische und Sicheln erinnern. Die Vorstellung eben noch in Mitten der Korallen nur wenige Meter über dem Meeresboden eine Nacht verbracht zu haben fasziniert mich. Aber dafür sind Fernreisen schließlich da.

Infos: Glamping am Great Barrier Reef  

Organisiert wird die Reef Sleep Experience von Cruise Whitsundays, jener Anbieter, der die Gäste mit seinem Boot zum Pontoon führt (ab Airlie Beach am Festland über Hamilton Island). Kostenpunkt $525 bei einem geteilten Swag, Einzelzimmer-Swag:$675 AUD. Schnorcheln und die Fahrt mit dem „Semi Submarine“ (Glasbodenboot) ist gratis. Mögliche Zusatzkosten: Tauchgänge, Helikopterflug vom Pontoon aus sowie Getränke (außer Wasser, Tee und Kaffee).

Links:

Packtipps 

Abends kann es im Winter durchaus frisch werden und im Boot zum Ponton läuft eine eiskalte Klimaanlage – dh warme Kleidung nicht vergessen! Am Ponton gibt es abends eine heiße Dusche, ein Handtuch bekommt man gestellt, Duschgel gibt es in den Duschkabinen. Das Wasser schmeckt durchschnittlich – man kann sich aber seine eigene Trinkflasche an den Wasserkanistern auffüllen und so weiteren Plastikmüll vermeiden.

Im September war das Wasser kalt, wer einen eigenen Neopren hat, sollte diesen für längere Erkundungstouren einpacken. Auch ein Buch kann nicht schaden, sollte man untertags mal in Ruhe ein paar Stunden in der Sonne liegen wollen (Sonnencreme mit LSF 50, aber ohne Zusatzstoffe, die das Reef angreifen) einpacken. Da sich das Ponton nachts auch ein wenig bewegt kann man sein Stativ für Sternen-Fotografie meiner Meinung nach getrost zuhause lassen. Unterwasserkameras kann man bei Bedarf auch mieten.

Unten ist es immer spannender.

Unten ist es immer spannender. Foto: smaracuja.de

 

 

 

PS: Pinn mich!

 

 

Offenlegung: ich wurde auf die Reise nach Queensland eingeladen. Die unbezahlte Bloggerreise fand Anfang September 2018 statt.