Last Updated on 18/01/2022 by Lea
Tief im Alpstein-Gebirge ruht am Fuße eines dunkelblauen Sees das Berggasthaus Bollenwees. Hierher führt zwar eine Strasse, jedoch ist die dem Pächter mit seinem Geländewagen vorbehalten. Wanderer müssen zu Fuß ihren Weg finden. Sie kommen von allen Richtungen. Vom Säntis oder vom Hohen Kasten über den Kamm herüber, ganz gemütliche spazieren aus dem Tal aus Brülisau (etwa 20 Minuten mit Bus und Bahn von Appenzell entfernt) herauf.
Wanderung zum Fälensee
Wir haben Glück im Fön. Die Seilbahn auf den Hohen Kasten fährt nicht, weil der Fön zu stark bläst, erklärt man uns bei der Talstation. Wie stark werden wir ein wenig später am eigenen Leib erfahren, als wir den Weg zum Gipfel kurzerhand zu Fuß antreten. 871 Höhenmeter sind es und in etwa 2 Stunden stehen wir im neuen Drehrestaurant hinter dem Gipfel. Es ist nicht das urigste aller Berghäuser, aber der 360 Grad Blick ist es wert eine Weile zu rasten.
Dann ziehen wir wieder los, über das Berggasthaus Stauberen geht es immer am Kamm entlang. Wobei die Broschüre aus dem Tourismusbüro täuscht. Es sind tatsächlich so einige Höhenmeter die wir zurücklegen bis wir spät am Nachmittag unser Tagesziel erreichen. Schon vom Weg aus können wir die einzigartige Lage der Unterkunft am Fählensee auf 1500m erahnen.
Furgglenalp
Der Pächter ist freundlich und empfängt uns herzlich, wobei ich mir manchmal wünsche er würde Englisch statt Schwiizerdütsch sprechen. Etwa 30% der Unterhalten gehen so in Fragezeichen an mir vorbei. Kein Vergleich zu dem Besuch etwas später am Abend beim Nachbarn auf der Furgglenalp. Hier werden etwa 25 Milchkühe gehalten, die zweimal täglich gemelkt werden in dem neuen Stall. Schweine und Ziegen gibt es ebenfalls und Gäste, die es gerne unkompliziert haben können über dem Stall am Holzboden übernachten.
Um 20:00 Uhr schnappt sich Albert Räss, der Senner einen Lautsprecher aus Holz und geht damit auf einen kleinen Hügel. Wir folgen ihm mit einen Respektabstand. Wir sind uns bewusst, dass es sich hier um eine lange Tradition handelt. Jeden Tag ruft der Senner seinen Betruf und wir stehen bis auf einige Momente, die wir zum Fotografieren nutzen andächtig daneben.
Heute gibt es nicht mehr viele Senner, die diese Tradition noch am Leben erhalten. Manchmal kommen Interessierte vorbei und lernen von Albert, erzählt uns seine Frau Paula. Früher haben sich die Senner von Alp zu Alp damit verständigt. Heute hört man nur mehr selten den Ruf anderer Senner.
Übernachtung im Berggasthof Bollenwees
Nach einem köstlichen Abendessen zurück im circa 10 Minuten entfernten Bollenwees und einem Holadrio Heißgetränk fallen wir müde ins Bett. Die Hütte wurde 2011 komplett saniert und ist eine der schönsten Hütten, auf denen ich je übernachtet habe. Die Duschen sind zwar am Gang, aber es gibt heißes Wasser und die Zimmer duften nach Holz. Die dicken Bettdecken halten war, Hüttenschlafsack muss hier niemand mitnehmen, auch wenn es neben den 2er und Mehrbettzimmern auch ein Matratzenlager gibt.
Um halb 6 morgens findet die friedliche Nachtruhe ein Ende, draussen wartet der Sonnenaufgang darauf sich zu zeigen. Der erste Blick vom Bett aus dem Fenster weckt sofort die Sinne. Was da draussen gerade passiert ist ein Naturspiel sondergleichen. Schnell schlüpfe ich in meine Wanderschuhe, die im Keller im Trockenraum sind und laufe hinaus in die frische Morgenluft.
Wir haben Glück. Den Rest des Tages wird es regnen, aber für die nächste Stunde zeigt sich die Sonne Stück für Stück hinter den Bergen und langsam auf dem See.
Käse Produktion auf der Fählenalp
Wir wandern um den Fählensee herum und besuchen die Fählenalp, die von einem jungen Paar mit zwei Kindern und einer Unterstützung für den Sommer geführt wird. Hier wird gerade gemolken und wenig später geht es ans Käse machen. Noch bevor der Käse fertig ist knurrt der Magen und es geht zurück in die gemütliche Gaststube Bollenwees. Orangensaft, Müsli, Kaffee, Appenzeller Käse und Butter. Herrlich.
Gestärkt kann es dann über die Almenwiesen und kleine Wälder wieder hintergehen. Am letzten Stück warten Trotinetts (Tretroller) auf uns mit denen es in Windeseile die letzten 400m wieder zur Busstation geht. 24 Stunden Berge, Alpen, Kühe, Käse, Gastfreundlichkeit und Naturschauspiel sind vorüber gegangen wie in einem Traum. Nur die Fotos und die unglaublich zufrieden stellende und tiefe Müdigkeit zeugen davon, dass es doch keiner war.
Weitere Informationen
Unterkunft
Berggasthof Bollenwees – Übernachtungen im Lager mit Frühstück ab 35€, im neuen Doppelzimmer Zimmer „Fählensee“ 70€.
Anreise
Vom Flughafen Zürich sind es rund 2 Stunden mit der Bahn. Mit dem Swiss Travel Pass kann man ab 3 Tage im Monat alle Verkehrsmittel nutzen – auch die Appenzeller Bahn und Bus.
Aus Österreich am besten mit der Bahn, spezielle ÖBB Angebote und Sparschiene Tickets erhältlich für Frühbucher.
Links
Bei Travelita findet ihr ganz viele schöne Wanderideen in der Schweiz, zB auch die Wanderung zum berühmten Berggasthof Äscher, die wir am Vortag unternommen haben.
Offenlegung: Ich wurde von Appenzell Tourismus und Schweiz Tourismus eingeladen. Alle Eindrücke und Meinungen sind wie immer meine eigenen.