Last Updated on 16/06/2017 by Lea

Die herausforderndste und längste Etappe am GR221 beginnt eigentlich am Refugi de Muleta. Es sei denn, man seinen Schlafplatz unter Olivenhainen bei Soller gewählt. Aber selbst dann, steht ein langer, aber wunderschöner Tag bevor. 

Wir haben die morgendliche Schattenseite für unseren Schlafplatz gewählt und eigentlich könnte ich mich auch nochmal umdrehen und eine Stunde länger schlafen. Aber wir ahnen die Tageshitze schon und packen lieber schnell zusammen. Ein letzter Blick noch auf den Schlafplatz, es hat uns gut gedient und wir haben ihn sauber verlassen. Das Schaf ist auch bereits abgezogen.

Morgenroutine.

Morgenroutine.

Der Sonne voraus

Wir stapfen los. Der Weg hat auf den ersten Blick wenig mit einem Wanderweg im üblichen Sinne zu tun. Er ist gepflastert und mit Stufen versetzt. Trockenmauern gibt es überall und Olivenbäume ebenso. Was für eine Arbeit es sein muss diese hier in der Schlucht zu ernten. Recht weit oben schon gibt es nochmal ein paar kleine Steinhütten, Menschen begegnen wir keinen. Und auch die Sonne erreichen wir erst, als wir oben ankommen. Alles richtig gemacht.

Denn ab jetzt wird es heiß. So richtig heiß. Oben am Pass flimmert die Luft und die Kräuter duften wie in einem Trockenofen. Hier treffen wir die ersten Wanderer, die vom Cúber Stausee los gewandert sich und zurück nach Port de Sóller absteigen. Ich beneide sie nicht. Es sind vor allem ältere Wanderer, die sich wohl einen Vorteil aus dem bergab führendem Weg erhoffen. So wie einer der stärkeren Männer bereits jetzt humpelt, kann das (nun in der Sonne liegenden) Schlucht auf dem steinigen Weg kein Spaß sein.

Der Cúber Stausee

Aber auch das Stück zum Stausee in der prallen Sonne ist eher ungemütlich und wir wollen einfach nur am Wasser ankommen. Dort gehen wir noch bis auf die andere Seite. Strand gibt es hier zwar keinen, nur steinige Stücke unter einem Olivenbaum, aber fürs erste reicht das. Wir gehen ins Wasser, das ein wenig unheimlich ist. Es steht recht hoch und die Steine sind spitz. Im Wasser wachsen einige Bäume, wohl ein Zeichen dafür, dass der Wasserstand sonst deutlich niedriger liegt. Der Cúber Stausee speist unter anderem die Trinkwasserleitungen in Palma, Badeverbot sehen wir trotzdem keins. Wir essen gemütlich und wollen dann einen besseren Platz zum Rasten suchen.

Alles duftet am Pass.

Alles duftet am Pass.

Der Stausee liegt malerisch in Mitten der Berge.

Der Cuber Stausee liegt malerisch in Mitten der Berge.

Statt schwimmen kann man auch einfach sitzen und abkühlen.

Statt schwimmen kann man auch einfach sitzen und abkühlen.

Interview mit Esel.

Interview mit Esel.

Am Parkplatz vom Stausee kommt uns ein Esel entgegen. Und ein Deutscher in Safari-Hemd mit einem Klippboard. Er will uns befragen, sei von einem deutschen Verein für irgendwas und sie machen eine Umfrage. Die Frage, ob wir Lust haben stellt sich für ihn nicht, wir sind gefundenes Fressen. Auch aufs Ausweichen in den Schatten reagiert er nicht und ansich tut man ja gerne seine Meinung kund. Peter übernimmt das beantworten der Fragen (also, jene die der Mann nicht von vorweg beantwortet hat), ich den Esel und die Fotos. Landschaft finden wir schön, Geier haben wir auch gesehen und die Beschilderung finden wir mangelhaft. Okay.

Der allerlängste Weg nach Tossal Verds

Das Refugi Tossal Verds ist eigentlich – je nach Angabe – nur 1,45-2:00 entfernt von hier über die F1 Route, bei der man ein Stück an einem Seil emporklettert. Was aber der absolute Killer ist, ist die Mittagshitze in der wir auf der Suche nach einem schattigen, weichem Rastplatz den Gegenanstieg gehen. Ich bekomme Kopfweh und werde müde. Wir brauchen lange und ich bin fertig. Das schon am zweiten Tag.

Blick auf den zweiten Stausee.

Blick auf den zweiten Stausee.

Weiter gehts Richtung Refugi.

Weiter gehts Richtung Refugi.

Die kleine Kletterpassage bei der Variante F.

Die kleine Kletterpassage bei der Variante F.

Nach dem Pass passieren wir noch ein Flugzeugteil, das hier wohl abgestürzt ist. Kein sehr aufbauender Anblick. Dann finden wir einen Baum mit viel Schatten und rasten. Jetzt bin ich doch dankbar um meine faltbare Isomatte und leg mich kurz hin. Fünf Minuten oder 45 Minuten, wer weiß das schon so genau. Jedenfalls geht es mir danach besser und wir gehen weiter. Der Weg kommt mir trotzdem endlos weit vor.

Die kurze Kletterpassage hingegen ist ganz leicht. Stöcke in den Rucksack und rauf. Mit meinem pochendem Kopf nicht das größte Vergnügen, aber ansich keine Schwierigkeit.

Rast beim Refugi Tossals Verds

Und dann endlich erreichen wir den Punkt von dem aus man das Dach des Refugi sieht. Einmal nach nach unten, dann wieder rauf und dann sitzen wir bei einem kühlen Bier im Schatten des Refugi und ziehen die heißen Wanderschuhe aus. Es ist nicht viel los, vermutlich könnten wir auch einchecken. Aber, die Nacht draussen war nicht schlecht und auch heute wollen wir noch ein Stück gehen vor Sonnenuntergang um früher am Weg zu sein als die anderen Wanderer.

Wir essen zu Abend, die Auswahl ist keine, aber das Essen gut: Brot mit Serranoschinken, Olivenöl, zwei Scheiben Tomaten und bittere Oliven. Auf Mallorca heißt das Pa amb oli. Pa am oli die zweite Runde wandert in Alufolie verpackt als Lunchpaket für morgen in unsere Rucksäcke. Nur die Oliven hat er uns nicht eingepackt, schade.

Wir füllen alle Flaschen auf, beim Refugi gibt es Quellwasser. Das kommt zwar scheinbar aus dem Berg ist aber seltsam warm und schmeckt auch etwas komisch. Auch komisch ist, dass im Refugi nur Chips verkauft werden, Müsliriegel, etc. sind Mangelware. Einen Apfel bekommen wir aber noch. Und aus dem Kräutergarten hinterm Haus pflücke ich auch noch eine kleine Auswahl an Zweigen.

Schlafplatz mit Tarp.

Schlafplatz mit Tarp, das gar nicht nötig gewesen wäre. Sieht aber gut aus.

Einen Schlafplatz finden wir circa 40 Minuten später. Er ist weicher als letzte Nacht, aber ein wenig abschüssig. Diesmal stellen wir das Tarp (eine dünne Plastikplane) auf, weil ich ein paar Regenwolke glaube zu sehen. Regen zieht keiner auf, dafür ein bisschen Wind in der Nacht. Aber noch sind wir nicht müde, wir reden und warten drauf, dass es endlich komplett dunkel ist. Den richtigen Zeitpunkt fürs Schlafplatz finden, aufbauen und sofort ins Bett fallen müssen wir erst noch finden.

Die Etappe im Überblick

  • Kilometer 19,5 km
  • Höhenmeter bergauf 920m
  • Höhenmeter bergab 440m
  • Dauer: ca. 5:15 ohne Pausen

Einen Überblick über die drei Etappen am GR221 und den Strandurlaub auf Mallorca im Mai findet auch am Blog.

Hier gibt es meine Packliste fürs Wandern auf Mallorca.

Und hier geht’s bei der Wanderung weiter: Tossals Verds nach Lluc… 

Überblick: GR221 auf Mallorca.

Überblick: GR221 auf Mallorca.