Last Updated on 10/05/2023 by Lea
Vielleicht liegt es an der Leichtigkeit mit der Schmetterlinge – scheinbar stets fröhlich – durch die Luft flattern, die uns Menschen so gefällt. Beim Wandern über Almwiesen und selbst auf steilen Steigen am Weg ins Hochgebirge sind sie bunte Wegbegleiter – auch wenn sie in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen sind. Dazu braucht man sich nur selbst erinnern. Als Kind waren in meiner Erinnerung überall Schmetterlinge. Jetzt fallen sie mir beim Wandern besonders auf, weil sie aus dem Alltag verschwunden sind.
Der Großteil der Schmetterlinge sind allerdings nicht die großen Gesellen, die einen untertags den Weg kreuzen, sondern Nachtfalter – umgangssprachlich auch Motten genannt. Dabei denkt man natürlich sofort an lästige Kleider- und Lebensmittelmotten, doch die Welt der Nachtfalter ist viel, viel größer als man es erahnen würde…
Schmetterlingswanderung bei Nacht
Im Brandenbergtal gibt es laut einer Studie der Bundesforste ein besonders hohes Aufkommen an Schmetterlingen, weil hier Wald und Wiesen noch intakt sind und die Umweltbelastung gering ausfällt. Über 800 verschiedene Arten wurden hier gezählt. Ein idealer Ausgangspunkt für eine nächtliche Erkundungstour mit Benjamin Wiesmair MA, jenem Herrn, der über die Schmetterlingssammlung des Tiroler Landesmuseums wacht. Über eine Million wurden in der Sammlung dokumentiert. „Die internationale Spitzenposition in der alpinen Schmetterlingsforschung dokumentiert sich auch in einer umfangreichen Publikationstätigkeit und in der Entdeckung von über 150 neuen und bisher unbeschriebenen alpinen Arten“ wie es auf der Website des Museums heißt.
Treffpunkt für die Führung ist an der Kaiserklamm, in der an diesem lauen Sommerabend noch eine Frau mit ihrem Hund schwimmt. Leicht neidisch ziehen wir los, während die Sonne langsam über dem Berg verglüht. Davor erklärt Benjamin bei Tageslicht noch ein paar Basics und zeigt in Schaukästen einige spannende Details.
Stars unter den Schmetterlingen
Einige Schmetterlinge haben es weltweit zu Ruhm geschafft, bekannt durch Film und Fernsehen geworden sind zB diese zwei:
- Der Totenkopfschwärmer als Covermodel von „Schweigen der Lämmer“ – den findet man übrigens auch in unseren Breiten!
- Die Gammaeule, als sich ein Exemplar beim EM-Finale in Paris auf Ronaldos Nase setzte. Die Veranstalter ließen aus Gründen der Terrorabwehr das Flutlicht schon in der Nacht vor dem Finale brennen, damit die Sicherheitskräfte die Arena besser überwachen konnten – davon wurden unzählige Motten angezogen.
Nachtfalter unter der Lupe
Es ist bereits fast ganz dunkel, als wir am ersten von fünf „Leuchttürmen“ ankommen. Die runden Zelte aus Netz mit einer Leuchtstoffröhre in der Mitte ziehen alle möglichen Insekten an. So kann man sie beobachten und mit Hilfe von kleinen Röhren für ein paar Minuten einfangen.
Es geht rund an allen fünf Leuchttürmen. Spinner, Spanner und Schwärmer, alles fliegt hier rum. Die genauen Untergruppen und Tiere bestimmt Benjamin meistens auf den ersten Blick. Schmetterlinge gibt es übrigens in allen möglichen Größen – sobald sie aber aus der Raupe geschlüpft sind, wachsen sie nicht mehr. Wie groß die Raupe davor bereits wird bestimmen die äußeren Umstände.
Vierfleck Bär, Graseule, Erdeule, Zwergspanner… mir brummt schon der Kopf vor lauter Namen. Wie lang man wohl braucht, um sich die alle zu merken? Benjamin lacht und meint „das Wichtigste ist die Vielfalt zu sehen! An Formen, Farben und Arten kann sich jeder erfreuen.“ Und vor allem zeigt er eindrucksvoll, dass man nicht weit reisen muss, um eine bunte Vielfalt an Schmetterlingen zu erleben. Man muss nur etwas Geduld mitbringen und nachts bei geeignetem Wetter einen Leuchtturm aufstellen… Im Idealfall hat man dann auch noch Benjamin Wiesmair neben sich stehen.
Weitere Termine werden auf der Veranstaltungsseite des Alpbachtals ausgeschrieben. Nächster Termin: 1. August 2019
Mitnehmen: feste Schuhe, Wasserflasche, Mückenspray, Taschenlampe
Weitere Infos zur Kaiserklamm: www.alpbachtal.at