Last Updated on 04/01/2017 by Lea
Wenn Ida einen herzlich die Hand zur Begrüßung entgegenstreckt und sich in perfektem Englisch vorstellt, kann man es schon erahnen: Ida kann nicht nur kochen. Ida hat verstanden, wie Tourismus funktioniert und was den Besuchern hier in Gambia, mitten in Westafrika, bisher gefehlt hat. Verstanden, dass es vielen nicht nur um lange Sandstrände, billige Cocktails und verbrannte Haut geht. Sondern um kulturelle Erfahrungen, ungeschminkte Wände und selbst die Hände dreckig machen und mitanpacken.
Bei Ida Cham Njai kann man was lernen. Man kann lernen zu kochen, wie es in Gambias Haushalten üblich ist. Seit 2009 bietet sie „Home Cooking“ in ihrem Haus an. Über einem Schluck dunkelroten, süßsauren Wonjosaft, der in Gambia überall als Begrüßungsgetränk gereicht wird, erzählt sie von sich. Sie weiß bereits was die Leute interessiert. Wo sie her ist, wieso sie so gut Englisch spricht, wie es den Menschen hier eigentlich so geht. Dinge, die man öfters mal fragen könnte, aber bei ihr fällt es besonders einfach. Ida erzählt gerne.
Sie ist die jüngste von fünf Schwestern. Nur zwei von ihnen durften in die Schule gehen, Schule war teuer und ihre Mutter konnte es sich nicht leisten alle in die Schule zu schicken. Ida war strebsam und fleißig. Mit einem Stipendium ist sie in den Senegal und nach England zum Studieren 1989 gekommen. Danach ist sie wieder nach Gambia nachhause gekehrt und hat unter anderem im Makasutu Forrest, einem der Vorzeige Projekte mit geschütztem Naturschutzgebiet und Lodges gearbeitet. Der Umstieg in die Selbstständigkeit hat sich für Ida bezahlt gemacht, innerhalb der letzten vier Jahre hatten ihre Kochkurse soviel Erfolg, dass sie sich nun drei Angestellt leisten kann.
In Gambia ist es durchaus üblich, dass Frauen ihr eigenes Business neben Familie und dem Haushalt haben. Sie arbeiten hart und es ist erstaunlich wie aus dem Ei gepellt die Frauen dabei aussehen. Sie tragen bunte Kleider und sind perfekt gestylt. Auch wenn es nur zum Gemüse schlichten am Markt geht. Und obwohl so viele Frauen hart arbeiten und erfolgreich sind, ist es doch eher noch unüblich, dass Frauen aufsteigen, expandieren oder eigene Angestellt haben und ein Team leiten. Das ist immer noch den Männern vorbehalten.
In Idas Haus gibt es nur ihre Söhne, keinen Mann. Alles was sich hier abspielt wird von Ida bestimmt und wirkt sehr strukturiert. Heute, als wir bei ihr zu Gast sind, gibt es keinen Strom. Also müssen wir ohne Musik auskommen, die Ida sonst gerne aus dem Wohnzimmer in den Hof leitet, wo auf offenem Feuer und einem betoniertem Herd gekocht wird.
Zuvor sind wir mit ihr an den Tanji Fischmarkt gefahren, wo morgens in erster Linie Obst und Gemüse verkauft wird. Umgerechnet 30 Euro hat sie für uns ausgegeben, 16 Leute sollen später davon mehr als satt werden. Am Menüplan steht Domada auf zwei Varianten. Domada ist ein Reisgericht mit gekochtem Fisch und Saucen. Eine Sauce ist eine rote Tomaten-Erdnusssauce, die andere eine grüne Sauce von sauren, zerstampften Blättern.
Und dann nach einigen Stunden ist es soweit und das Mittagessen wird aufgetischt. Wir entscheiden uns für die bequeme Variante und sitzen am Boden im Kreis und langen alle kräftig zu und essen aus der gleichen Schale. Es schmeckt vorzüglich, auch wenn die grüne Sauce nicht so meins ist. Aber der Fisch mit Chili-Limettensauce und Reis… himmlisch!
Also wir Idas Haus verlassen haben wir nicht nur eine Schwester, ihren Sohn und eine Nichte kennengelernt, wir haben auch sonst so einiges erfahren. Übers Kochen, über die Menschen, die Rolle der Frauen, den Tourismus und die Situation des Landes. Ich habe das Gefühl eine schöne, bleibende Erfahrung gewonnen zu haben. Und, ein wenig mehr durch das Wirrwarr des Landes, das mit als Afrika-Einsteiger manchmal doch sehr undurchsichtig vorkommt, durchgeblickt zu haben. Ida kocht eben nicht nur.
Weitere Infos: www.gambiahomecooking.com
Ab zwei Personen möglich, günstiger ist es ab vier bis maximal zwölf.
Tipp: Ida hat nun auch 3 Zimmer, die sie an Gäste vermietet als Homestay! Am besten einfach per E-Mail kontaktieren oder über ihre Website.
Offenlegung: Ich wurde von Gambia Tourismus eingeladen das Land kennenzulernen. Meine Begeisterung über Idas Kochworkshop sowie auch alle anderen Meinungen bleiben wie immer meine eigenen.
1 Comment