Last Updated on 07/10/2019 by Lea

Es ist still. Der Wind hat sich gelegt und rund um mich bereitet sich die Welt darauf vor schlafen zu gehen. Ab und zu quietschen die Seile der Kriegerhornbahn, die im Sommer still steht. Ein bisschen gespenstisch hört sich das dann an. Aber ein Blick auf die umliegenden Berge erzählt eine andere Geschichte. Sanft leuchten sie mir entgegen. Als wollten sie sagen: „schau her, wie schön wir sind“.

e-Bike Freuden

Dass ich zum Sonnenuntergang am Kriegerhorn gelandet bin, schulde ich dem e-Mountainbike, das mich bereits den ganzen Tag begleitet hat. Am Vormittag sind wir am hellblau leuchtend Spullersee gewesen, am Nachmittag am dunkelblauen Formarinsee, in dem Ende Juni noch letzte Eisschollen herumtreiben. Die 2-Seentour ist einfach, vor allem mit eBike. Aber auch lang und an diesen wenigen, sehr heißen Sommertagen verlangt sie einem viel ab. Literweise trinke ich Wasser, Apfelsaft und isotonische Getränke. Abends ein Glas Wein. Gestern, heute nicht. Denn heute habe ich nach dem Abendessen noch etwas vor.

Abends nochmal raus

„Warum brocke ich mir sowas eigentlich immer selbst ein?!“ fluche ich am Weg nach oben. Auch wenn man beim eBike keine Höchstleistungen bringen muss, ist es doch mühsam nach dem Abendessen nochmal wo hochzutreten. Mein erstes Ziel ist Oberlech, ein kleiner Ort oberhalb von Lech. Eine asphaltierte Straße führt in langgezogenen Kurven hinauf und es überholen mich einige Autos der Oberklasse. Oberlech ist beliebt und nicht gerade billig. Der Blick auf Lech am Weg hinauf ist wunderschön.

Ich durchfahre den Ort, viele Häuser scheinen leer zu sein, einige Hotels haben geöffnet. Ein paar wenige Spaziergänger genießen den lauen Sommerabend und die Blumenwiesen wiegen sich im sanften Abendlicht. Hier möchte ich auch einmal übernachten, sage ich zu mir und mache mir eine innere Notiz. Was für ein besonderer Ort.

Sky Space in Oberlech

Außerhalb der Häuser steht ein ungewöhnliches Gebäude auf einem Hügel. Ein Sky Space des Künstlers James Turrell. Ich halte an und schaue mich um. Schön hier.

Doch mein Ziel liegt noch weiter oben. Also schwinge ich mich wieder auf den Sattel und strample nach oben.

Vorbei an den Gipslöchern, die ich bei einer kleinen Wanderung am Vortag schon inspiziert habe. Rasant schmelzen nun die letzten Schneereste dahin. Bald fahre ich an der Kriegeralpe vorbei, einer kleinen Hütte, bei der heute niemand mehr zu sein scheint. Der Speichersee liegt ruhig da, die Straße windet sich weiter nach oben. Im obersten Teil wird sie schottrig und steil. Ich mühe mich ab, aber es geht. Dann habe ich es geschafft und stelle mein Rad neben der leeren Gipfelstation an einer Christbaumkugel ab. Im Winter kann man in der Kugel speisen, im Sommer ist sie zugesperrt.

Am Kriegerhorn Gipfel

Die letzten Meter gehe ich zu Fuß zum Gipfelkreuz. Noch bläst hier der Wind, kalt ist es trotzdem nicht. Ich schau mich um, glaube das Biwak am Madloch in der Ferne zu erkennen. Langsam verschwindet die Sonne hinter den hohen Bergspitzen und lässt das Omeshorn (2557m) gegenüber nochmal so richtig aufleuchten.

Es ist das schönste, was ich in diesen zwei Tagen in Lech erlebt habe. Vielleicht weil ich alleine hier bin. Trotzdem würde ich den Moment gerne teilen. Aber nicht jeden Sonnenuntergang kann man teilen. Dieser hier am Kriegerhorn an diesem wunderbaren Tag im Juni 2019 gehört mir alleine. Und vielleicht auch ein bisschen meinem neuen Freund, dem eBike.

eBike Tour zum Sonnenuntergang von Lech aufs Kriegerhorn

  • 760 Höhenmeter, 8,2 Kilometer
  • je nach Tempo/Fotostops ca 1-1,5h zum Gipfel mit dem e-Bike
  • Nicht vergessen: Licht für die Bergabfahrt nach Sonnenuntergang!
  • Website Sky Space: www.skyspace-lech.com
  • eBikes Verleih in Lech zB: www.intersport-arlberg.com