Last Updated on 14/10/2013 by Lea

Reisegefährten gibt es im Leben immer. Für ein Stück begleiten sie uns auf unserem Weg, ganz gleich wohin dieser führt. Manche, weil sie den gleichen Weg haben, andere weil sie den gleichen Weg haben wollen.

Reisegefährten gibt es im Leben immer.

Reisegefährten gibt es im Leben immer, manche sind besser als andere.

Als ich vor einigen Jahren auf meine erste längere Reise ging, bin ich alleine losgezogen. Ich hatte Pläne alte Freunde zu besuchen und mich mit anderen aus der Heimat am anderen Ende der Welt verabredet, aber grundsätzlich reiste ich alleine. Der Plan stand für die ersten Monate, alles weitere lag im Ungewissen. Ein wichtiger Teil, der für mich das Abenteuer Weltreise definiert. Nur so richtig alleine, war ich dabei selten.

Es dauert. Anfangs bin ich fünf Wochen durch Australien gereist, ohne wirklich Freunde finden. Auf Samoa hingegen habe ich Freunde am ersten Abend gefunden. Wer viel reist, kennt den Trott. Man verfällt in den „How are you? Where are you going? Where are you staying“ Modus und findet unweigerlich Wegbegleiter. Man wird dadurch – ob man will oder nicht – offener und taucht ein in die Welt des Reisendes.

Am Flughafen von Hanoi habe ich mir, drei Monate nach Beginn meiner großen Reise, das Taxi mit drei Fremden geteilt, die alle aus einem andere Teil der Welt gerade gelandet waren. Wir beschlossen zusammen ein Hostel zu suchen und hofften darauf zu viert weniger leicht abgezockt zu werden als alleine. Am nächsten Morgen frühstückten wir gemeinsam und klapperten die Reisebüros ab nach dem besten Trip nach Halong Bay. Unweigerlich landeten wir am gleichen Boot und waren die nächsten Tage aneinander gebunden. Jeder war frei zu gehen und trotzdem blieben wir beisammen.

Gute Reisegefährten sind nicht immer die besten Freunde. Manchmal sind es einfach Fremde, die einem in der Fremde zum Freund werden. Im Vietnam waren es Oliver, der am Anfang seiner zweijährigen Weltreise stand und keinen Plan von Zeit oder Geld hatte, Mio, das japanische Mädchen mit den längsten mit bunten Fäden umwickelten Dreads, die ich je gesehen hatte und Jonathan, einem Franzosen, der vor seinem Alkoholproblem im Zirkus gearbeitet hatte. Wir waren so unterschiedlich, dass wir wären wir uns zuhause begegnet wohl kaum ein Wort miteinander gewechselt hätten.

Reisen im Vietnam 2009.

Reisen im Vietnam 2009.

Ist der Platz hier noch frei?

Ist der Platz hier noch frei?

Nach der ersten Nacht in Hanoi wollte ich wieder alleine weiterreisen. Zu seltsam, zu fremd erschienen mir die anderen. Und dann reisten wir doch miteinander weiter. Die nächsten vier Wochen über. Manchmal ging einer von uns seinen eigenen Weg, machte einen Abstecher in eine andere Stadt oder blieb länger als die anderen. Und obwohl ich mich lange nicht mit unserer Runde identifizieren konnte, sind mir unsere Unterhaltungen und gemeinsamen Erlebnisse in dieser illustren Runde in bester Erinnerung geblieben.

In Kambodscha teilte ich mein Zimmer mit Lucie, einer ungelenkigen Deutschen, die mit Hingabe mit den Kindern auf der Strasse spielte. In Rangoon habe ich gemeinsam mit einem italienischen Fotografen Betelnuss vor 50 Einheimischen gekaut, bis wir rote Soße spuckten. In Laos bin ich kurzerhand zu Kanadiern ins Appartement gezogen und habe wie in einer WG für Reisende gelebt. Ich könnte die Aufzählung immer so weiterführen. Auch später auf kürzeren Reisen.

Manchmal sind gute Reisegefährten eben Menschen, die wir sehr wahrscheinlich nicht zu unseren Freunden zählen würden, hätten wir sie im Alltag getroffen. Und trotzdem sind sie genau das was man gerade braucht – gute Reisegefährten. Andersrum können beste Freunde, die mit einem zuhause durch dick und dünn gehen, schlechte Reisepartner seinen. Plötzlich steht eine Freundschaft am Spiel und ein Urlaub, den niemand zerstören will. Oder im schlimmsten Fall gar eine Beziehung.

Es gibt natürlich auch jene Begegnungen, die bleiben. Steffi, das Mädchen, das spät Abends zu unserer Gruppe gestossen ist auf Samoa habe ich immer wieder getroffen. In Neuseeland, in Bali und wieder zurück in Europa. Uns verbinden die gemeinsamen Reiseerlebnisse nach wie vor. Ich habe sie besucht, sie mich. Und eines Tages reisen wir vielleicht wieder gemeinsam wohin. Weil wir wissen, es klappt. Aus unseren gemeinsamen Wegen ist eine Freundschaft entstanden.

Momentan sind für mich meine Reisegefährten meine neuen Freunde in meiner neuen Heimat. Sie teilen meine Entdeckungslust, feiern mit mir und hören zu wenn ich von meinen Problemen erzähle. Ich schätze mich glücklich sie gefunden zu haben, vielleicht etwas was mir das Reisen gelernt hat. Die richtigen Menschen zu finden. Es ist meine Gruppe an Leuten, die zu mir passt. 

Yolo.

Yolo.

Und trotzdem kann es passieren, dass man dann jemand trifft, der anderes ist. Der auf den ersten Blick nicht die gleichen Interessen hat und der nicht zu einem passt. Aber trotzdem reist man ein Stück gemeinsam. Lose trifft man sich mal hier mal dort, die Wege überschneiden sich. Es sind anfangs keine schwierigen Verabschiedungen, schließlich passt man nicht zusammen, aber plötzlich ändert es sich und man lernt die Unterschiede zu schätzen.

Und dann denke ich wieder an meine Reisen und die vielen Begegnungen. Die, die eigentlich nicht zusammengepasst haben, sind die die mir besonders einprägsam in Erinnerung geblieben sind. Es sind genau jene Begegnungen, die mich am meisten weitergebracht haben und die ich in meinen Reiseerinnerungen am meisten schätze. Ohne sie wäre meine Reisen langweilig geworden.

Manchmal ist man im Alltag wohl blind für die Dinge, die einem das Reisen gelernt hat. Was das bedeutet? Entweder ist es wohl ein Zeichen erneut aufzubrechen. Oder es ist ein Zeichen auch zuhause mal von den Trampelpfaden abzuweichen und durch den Alltag zu reisen, denn Reisen ist nicht ausschließlich an neue Orte gebunden. Im Grunde geht es uns doch nie nur um die Sehenswürdigkeiten, die Strände oder die besten Restaurants. Es geht uns um die Zeit in der wir gelacht und gelebt haben. Und das tut man nun mal am besten nicht alleine. In diesem Sinne: Bon voyage!