Last Updated on 18/01/2022 by Lea

Kurzbesuch im vermutlich schönsten PopUp Hotel der Schweiz: das alte Haus von Frau Frisch wird am Dorfplatz von Riom im Sommer zum temporären Hotel im Zuge des Origen Festivals in Graubünden. Gewünschte, unkomplizierte Gäste können in vier ehemaligen Wohnstuben übernachten. Ein modernes WC und Bad teilt man sich am Gang. Abends isst man auswärts und genießt ein Gläschen Wein aus der exzellenten Weinstube. Morgens kredenzt Michael Zürcher, der aufmerksame Gastgeber im zweiten Obergeschoss das Frühstück in der Lärchenstube unter einer alten Lampe. Mit selbstgebackenen Torten, hausgemachter Marmelade und heimischen Produkten gibt es täglich ein abwechslungsreiches, gesundes Frühstück für die Hotelgäste. Die Mischung des hauseigenen Granolas mit Joghurt begeistert Gäste ebenso wie Einheimische, die bereis eifrig an ihrem eigenen Rezept feilen.

Im Improvisationshotel

Komplett übermüdet nach einem 4:00 WakeUp Call für einen 1800hm Wanderungen mit Klettersteig, komme ich abends in Riom mit dem Postbus an. Viermal habe ich umsteigen müssen und jedes Mal hatte ich weniger als 10 Minuten dafür. In der Schweiz tatsächlich kein Problem. Alle Bus sind pünktlich, jeder Postbus hat Wlan. Und drei Sekunden nachdem ich aus dem Bus gestiegen bin und auf einem Dorfplatz mit markanter Kirche stehe, kommt mir auch schon Michael entgegen.

Mein Zimmer im ersten Stock ist hell, das zentrale Teil des Raumes ist das große Bett. Matratzen und Bettdecke stammen aus dem Atelier Pôss, welche Schafwolle zu feinen Decken verarbeitet. Und zwar so, dass sie nicht im Überzug verrutschen. Im Winter wärmt die Wolle, im Sommer kühlt sie. Das sogenannte Lanolin, das Wollwachs, sorgt wie auch bei den Schafen für einen perfekten Temperaturaustausch. Ansonsten ist der Raum karg. In einer Ecke steckt ein alter Sekretär, eine moderne Kleiderstange mit Haken steht hinter der Tür bereit. Am Kopfende des Bettes steht ein alter Ofen.

Freigelegter Holzboden, ein einladendes Bett und ein Wächter an der Wand.

Freigelegter Holzboden, ein einladendes Bett und ein Wächter an der Wand.

Die Vorhänge wurden mit Motiven aus dem Haus bedruckt.

Die Vorhänge wurden mit Motiven aus dem Haus bedruckt.

Die Schafwolldecke ist eine Wohltat.

Die Schafwolldecke ist eine Wohltat.

Grandios ist der Ausblick auf den Dorfplatz, den Brunnen und die alles einnehmende Kirche mit den beleuchteten Bergen im Hintergrund. Um das Licht morgens vom Aufwecken abzuhalten gibt es bedruckte Vorhänge mit Magnet-Aufhängung. Darauf abgebildet sind Motive, wie sie im Haus vorgefunden wurden. Zum Beispiel ein Besen. Oder ein Vorhang.

Abends sitze ich am Dorfplatz und beobachte das Geschehen. Immer wieder kommt jemand vorbei, begrüßt mich und gibt mir Tipps für meine weitere Reise. Stück für Stück erfahre ich auch mehr über das Origen Festival. Alle hier sind engagiert, jeder scheint mit viel Leidenschaft dabei zu sein. Allen voran Giovanni Netzer, der sich nach einer Probe auch an den Tisch setzt.  Wüsste ich es nicht besser, würde ich meinen ich bin in einem inszenierten Theaterstück gelandet. Vielleicht ist es aber auch meine eigenen Müdigkeit und der gute Rotwein, die meine Wahrnehmung verzerren.

Ich falle ins Bett. Schlafe tief und fest und wache erst mit dem Wecker auf. Das Frühstück ist klein gehalten, auf Wunsch gäbe es mehr, aber ich bin voll und ganz zufrieden. Frühstücks-Buffets sind eine Unart. Hoch lebe das servierte Frühstück!

Keep it simple: Frühstücken im PopUp Hotel.

Keep it simple: frühstücken im PopUp Hotel.

Mein kurzer Besuch geht schnell vorüber, aber ich kann mich kaum an eine Nacht an einer Reise erinnern, die so überraschend war. Ein besonderer Ort, interessante Menschen, Gespräche und viele Details, die in Erinnerung bleiben. Das PopUp Hotel geht noch bis 19. August, danach schließt es wieder. Vielleicht für immer, vielleicht macht es wieder auf. Man weiß es noch nicht. Was man aber wissen sollte ist, dass es mehr solche Orte geben sollte.

Preise

Für Schweizer Verhältnisse normal: Doppelzimmer um 130 CHF, Einzelzimmer 90 CHF. Inkl. Frühstück. Buchungen: hotel AT origen.ch

Mehr Infos: www.origen.ch

 

 

Mit Unterstützung und auf Einladung von Graubünden Tourismus, vielen Dank!