Last Updated on 16/11/2020 by Lea

Gehen und Essen ist ein fixer Bestandteil des Lebens in Tirol. Während unsere deutschen Kollegen ständige irgendwohin „laufen“, begnügen wir uns in Österreich mit zwei Wörtern: „gehen“ und sobald Wanderschuhe involviert sind „wandern“. Mal geht man eine schweißtreibende Skitour, mal geht man auf eine Hütte rodeln und hin und wieder kommt es auch vor, dass man einfach nur ein paar Meter um einen See geht um Auszukatern. Je nach Fitnesslevel kann dies in Tirol allerdings auch schnell auf mehrstündige Touren ausarten. Eine höchst unglückliche Situation für unbedarfte Begleitpersonen. Ich denke da zB an einen Rodelausflug, bei dem mir eine Dreiviertelstunde versprochen wurde und im Endeffekt sind wir 2,5h in der Kälte nach oben gestapft. Die katastrophalen psychischen Folgen wurden am Ziel von einem Apfelstrudel mit Vanillesauce nur knapp abgefangen. Ohne Notfall-Balisto verlasse ich seitdem nicht mehr das Haus.

Dieses Nord-Süd-Gefälle verstärkt sich erfahrungsgemäß in Richtung Südtirol und variiert auch stark zwischen Ost-West. Auch wenn die sprachlichen Barrieren hier weniger stark ausgeprägt sind. Inhaltlich gibt es – ich spreche hier aus langjähriger Erfahrung – doch öfters Unterschiede bei der Definition.

Almwanderungen und Hüttentouren für Sommer und Winter

Dass Gehen und Essen so eng miteinander verbunden ist, kommt vermutlich daher, dass die Tiroler Küche wahrlich nur selten etwas Leichtes auftischt. Man ist also gezwungen sich zu bewegen und entsprechende Kalorien zu verbrennen. Weil es sich vor dem Essen leichter verbrennt, sind Ausflüge auf Hütten ideale Ziele und vereinen das Sportliche mit dem Notwendigen.

Ganz gleich, ob man nun geht, läuft oder wandert, in der Olympiaregion Seefeld (so der touristische Zusammenschluss zwischen Seefeld, Leutasch, Reith, Mösern-Buchen und Scharnitz) hält für jedes Bedürfnis eine Hütte parat. Und da ich diesen Winter dort besonders oft unterwegs war, habe ich einen kleinen Artikel dazu verfasst.

Hütten: Einkehrorte rund um Seefeld

„Der Gast hat sich so benehmen, dass der Wirt sich wohl fühlt“ ist ein beliebter Spruch, den man immer wieder an Wänden von Hütten findet. Dem stimme ich voll und ganz zu und füge meinerseits hinzu: „Besser wenig und gut, als viel und wertlos.“ Ich gehöre nämlich zu den Menschen, die je hungriger sie werden, umso besseres Essen sich wünschen. Obwohl Geschmäcker verschieden sind, können wir uns sicherlich alle darauf einigen, dass selbstgemachte Suppen um vieles besser sind als eine Würfelsuppenbasis. Oder, dass Knödel innen nicht steinhart sein dürfen und außen nicht mit Wasser vollgesaugt sein sollten, etc.

Ein kulinarischer Streifzug zu den Hütten entlang des Winterweitwanderwegs (und ein paar Abstecher):

Poli’s Hütte in der Leutasch

Gleich am ersten Tag der vier Etappen des Winterweitwanderwegs in Seefeld kommt man mittags an Poli’s Hütte vorbei, die von Simon Althaler geführt wird. Der gelernte Konditor verkauft Torten und Mehlspeisen und ein paar salzige Gerichte finden sich auf der Speisekarte auch. Das Angebot wechselt mit der Saison, so gibt es im Sommer auch mal einen frischen Erdbeer Crumble. Auf Vorbestellung gibt es auch Kasspatzen für den ganzen Tisch. Die „Heiße Marille“ ist so etwas wie ein süßer Mehlspeisen-Shot mit Marillenlikör und Schlagobers.

  • Perfekt für: einen Besuch mit der ganzen Familie, auch Rollstühle und Kleinkinder lassen sich hier vereinen.
  • Gehen: Spaziermöglichkeiten im Tal, eventuell auch Ausgangspunkt für eine (e-)Biketour.
  • Essen: Süßes!
  • Anreise: Gratis Parkplatz für Gäste vor der Tür.
  • Öffnungszeiten: Am Montag und Dienstag ist Ruhetag!
  • Weitere Infos: es gibt keine eigene Website, aber dafür eine Facebook Seite
"Poli's Hütte" in der Leutasch.
„Poli’s Hütte“ in der Leutasch.
Klein aber warm: die Stube.
Klein aber warm: die Stube.

Wildmoos Alm: Halligalli am Seefelder Plateau

Ob mit Pelzmäntelchen, Langlauf-Einteiler oder Wanderausrüstung hier kreuzen sich die Wege. Auch die der Promis, wie die Wände, welche mit zahlreichen Fotos und Autogrammkarten tapeziert sind erzählen. Das Personal ist freundlich und schnell, was bei dem Trubel sehr angenehm ist. Die ausgestopften Tiere über den Köpfen der Gäste in fragwürdigen Positionen geben allerdings Rätsel auf. Vielleicht löst man sie, wenn man zuvor sich am Schnapsbrunnen an der Theke labt? Die Portionen sind üppig, der Salat zu den zwei großen Kaspressknödel keinesfalls zu klein geraten. Der legendäre Apfelstrudel lebt allerdings eher von der Legende als von seinem Geschmack. Apropos Geschmack: man ist hier Bayern München Fan.

  • Perfekt um: einmal den Pelzmantel der Großmutter auszuführen oder es doch auf Langlaufski zu wagen?
  • Gehen: von Seefeld aus 30-40 Minuten. Wunderschön auch: durchs Flundertal von Weidach aus.
  • Essen: reichlich
  • Anreise: mit Stil in der Pferdekutsche von Seefeld aus.
    Im Sommer nach 17h auch mit dem Auto möglich
  • Öffnungszeiten: Montag Ruhetag (außer an Feiertagen), DI, FR, SA & SO: 8:00-22:00, MI, DO: 8:00-18:00
  • Weitere Infoswww.wildmoosalm.com
Die Wildmoos Alm bei Seefeld.
Die Wildmoos Alm in bester Lage bei Seefeld.
Wanderer, Langläufer und Promis, hier machen alle Halt.
Wanderer, Langläufer und Promis, hier machen alle Halt.
Optisch ein Hit: der Apfelstrudel.
Optisch ein Hit: der Apfelstrudel.

Seestube am Möserer See

Unschlagbare Lage am wunderschönen Möserer See (dem vielleicht schönsten Bergsee Tirols? Abgesehen natürlich vom Obernberger See). Ich kenne die Seestube eher von Badeausflügen im Sommer, aber sie hat auch im Winter geöffnet. Die Küche ist gehobene, die Preise richten sich danach. Verwendet werden teils ausgewiesene regionale Produkte wie zB Schweinefleisch aus Haiming, Apfelsaft aus Inzing, etc. – was sehr lobenswert ist! Schade nur, dass sich am „Räucherfischteller“ sich Forelle und Lachs (der schwimmt in Österreich leider nicht) treffen. Kreative Ausbrüche wie der Kaspressknödelburger (Knödel anstatt der Laibchen) haben bestimmt auch ihre Liebhaber.

  • Perfekt für: Sommer, Frühling, Herbst und Winter.
  • Gehen: Der Klassiker führt rund um den See. Im Sommer herrlich zum Schwimmen.
  • Essen: super Cappuccino!
  • Anreise: Kostenloser Waldparkplatz.
  • Öffnungszeiten:
  • Weitere Infosseestubn.webnode.at
Die Seestube am Möserer See.
Die Seestube am Möserer See.

Lottenseehütte am periodischen Lottensee

  • Perfekt für: Periodisch abgestimmt eintreffende Badegäste, und natürlich alle anderen. Auch ohne See ist es hier schön.
  • Gehen: zB eine kleine Wanderung vom Möserer See über den Panoramaweg zum Lottensee.
  • Essen: „Schweinshaxen Abende“ können vorab gebucht werden!
  • Anreise: kostenloser Parkplatz in der Nähe, Zufahrt möglich
  • Öffnungszeiten: Mittwoch Ruhetag!
    Sommer: ca Ende Mai-Mitte Oktober, Winter: ca Mitte Dezember bis Anfang April
  • Weitere Infoswww.lottensee.at
Haxnessen in der Lottenseehütte.
Haxnessen in der Lottenseehütte.
Alois und Martin spielen auf.
Alois und Martin spielen auf.
Köstliche Kiachl mit Preiselbeeren.
Frische Tiroler Kiachl mit Preiselbeeren – wow, war das gut!

Ropfer Stubm mit Inntalblick

Nach einer schier endlosen Wanderung bin ich auf dem Winterweitwanderweg zum ersten Mal in der Ropfer Stubm angekommen. Gerade rechtzeitig  zum vorbestellten Reindlessen – mittags eine gewagte Angelegenheit, denn die Bäuche sind danach überdurchschnittlich gut gefüllt. Zum draußen sitzen war es leider zu kalt, die sonnige Lage und der Blick ins Inntal laden – mittlerweile erprobt – an sonnigen Tagen sehr dazu ein. Das alte Gewölbe in der Gaststube aus dem 15. Jahrhundert wird hier nicht mit kitschiger Deko überlagert und so speist man in einem angenehmen Raum.

Nach einer Marende, gab’s im auf den Tisch gestelltem Reindl: Schweinsbraten, Spinatknödel, Serviettenknödel, Sauerkraut und Kasspatzln und ein weiteres Reindl mit: Blaubeer- und Kaiserschmarrn mit Zwetschkenröster zum Menüpreis um 35€ pP. Der Kaiserschmarren hier hat seine Fangemeinde, meins war er nicht so recht.

  • Perfekt für: sonniges Ausflugsziel mit Spielplatz, Pferden und schöner Stube
  • Gehen: zB von Mösern in 1,5h bis zum Gasthaus oder eine Wanderung durchs wunderschöne Katzenloch (auch: Panormaloipe B5) – ca 1h Gehzeit
  • Essen: Umfassende Speisekarte mit veganen und vegetarischen Optionen. Leider gibt es einige Gerichte wie die Brettljause erst ab 15h und da wird auch keine Ausnahme gemacht. Das Service war beim zweiten Besuch launisch (leider nicht auf die charmante Art) – ein kleines Kuchendrama wurde aber dann doch freundlich und professionell gelöst.
  • Anreise: Parkplatz in der Nähe
  • Öffnungszeiten: Montag Ruhetag! DI bis SO 10:30 – 21:00
  • Weitere Infos: www.pure-natur.at
Die Ropfner Stubm liegt direkt an der Loipe.
Die Ropfner Stubm liegt direkt an der Loipe.
Reindl essen in der Ropfner Stubm.
Reindl essen in der Ropfner Stubm.
Sonnenterasse vom Landgasthof.
Sonnenterasse vom Landgasthof.

Wettersteinhütte im Gaistal

Am Winterweitwanderweg die letzte Einkehr und zugleich Hüttenübernachtung. Beate und Hans sind hier seit vielen Jahren die Hüttenwirte und sorgen für’s leibliche Wohl. Es gibt diverse Arten von Knödel, einige etwas kompakter als andere, saure Wurstplatte oder auch Nudelgerichte. Zum Verkosten: Hans seinen blauen Enzian-Schnaps. Der ist zwar nicht selbstgebrannt, wird aber gerne selbst eingeschenkt. Schmeckt trotz der blauen Farbe überraschend gut!

  • Perfekt für: im Winter sollte man wenn die Rodelbahn gesperrt ist auf eine mühsame Steigung im letzten Teil vorbereitet sein, nichts für Anfänger. Durchaus aber für Winterwanderer!
  • Gehen: ca 1,5 vom Parkplatz über die Forststraße zur Hütte, steile Abkürzung nach dem Flachstück in der Mitte möglich. Im Winter Rodelbahn je nach Lawinengefahr geöffnet.
  • Essen: Die „Tiroler Nudeln“ -Kasspatzen mit Makkaroni anstatt von Spätzle haben mir geschmeckt.
  • Anreise: Gebührenpflichtiges Parken entlang der Klamm, zB am Parkplatz Stupfer (Ticketautomat vor Ort).
  • Öffnungszeiten:
    Montag Ruhetag!
    Sommer: ca Mitte Mai – Anfang November, Winter: ca Mitte Dezember – Ostern
  • Aktuelle Infos: Tel: +43 660 3462100 Wettersteinhütte
  • Generelle weitere Infoswww.wettersteinhuette.at
Wettersteinhütte.
Ankunft auf der Wettersteinhütte im Winter.
Die Wettersteinhütte liegt auf 1717m.
Die Wettersteinhütte liegt auf 1717m.
Tiroler Nudeln.
„Tiroler Nudeln“ auf der Wettersteinhütte.

Wangalm im Gaistal

Nur wenige Gehminuten von der Wettersteinhütte entfernt liegt die ebenfalls bewirtschaftet Wangalm.

  • Perfekt für: nur im Sommer, ähnlich wie Wettersteinhütte
  • Gehen: ca 1,5 vom Parkplatz über die Forststraße zur Hütte, steile Abkürzung nach dem Flachstück in der Mitte möglich. Oder man kommt über den Südwandsteig von der Rotmoosalm
  • Essen: Kaiserschmarrn, Hirschwurst, Nudelsuppe, etc.
  • Anreise: Gebührenpflichtiges Parken entlang der Klamm, zB am Parkplatz Stupfer (Ticketautomat vor Ort).
  • Öffnungszeiten:
    Donnerstag Ruhetag!
    Sommer: ca Mitte Mai – Anfang November
  • Aktuelle Infos: Tel: +43 664 9196073 Wangalm
  • Generelle weitere Infos: www.wangalm.at 

Rotmoosalm im Gaistal

Hier gehts zum Bericht über die Rundwanderung zur Rotmoosalm.

Gaistalalm in der Leutasch

Hier gehts zum Bericht über die Gaistalalm.

Rauthhütte im ehemaligen Skigebiet auf der Hohen Munde

Was für eine grandiose Anfänger-Skitour mit sonniger Einkehr und Panoramablick! Der Weg führt direkt über die ehemalige Piste nach oben, inkl. eindrucksvollem Blick auf die Hohe Munde im Hintergrund. Wir haben mit der Rodel, bzw mit Tourenski beide Mal ca eine Stunde zur Hütte gebraucht. Ideal um nicht komplett k.o. zu sein – aber genug Bewegung, um sich zu belohnen. Der freundliche, helle Gastraum mit großen Fenstern ist ideal um auch an kalten Tagen die Aussicht zu genießen. Vor der Hütte gibt es außerdem windgeschützte Sonnenplätze.

  • Perfekt für: Anfänger und Schlechtwetter Skitouren, Rodeln, Kinder, eigentlich alle aber gut gehen sollte man können
  • Gehen: Über die ehemalige (aber noch präparierte) Piste oder den Rodelweg
  • Essen: Aktueller Beziehungsstatus: schwierig. Die Suppenbasis braucht eine Grundüberholung und auch sonst habe ich nicht wirklich ein Lieblingsessen gefunden. Laut einiger Stimmen auf Instagram liege ich hier aber falsch und das nächste Mal probiere ich auf Empfehlung entweder: Burger an der Burger-Night, Schnitzel oder Tomaten-Mozarella Knödel.
  • Anreise: Gebührenpflichtiger Parkplatz an der ehemaligen Talstation (2€ Stand Januar 2019)
  • Öffnungszeiten:
    Im Winter: DI-SA: 8:30-22:00, SO-MO: 8:30-19:00
  • Weitere Infoswww.rauthhuette.at
Die Rauthhütte auf der Hohen Munde.
Die Rauthhütte auf der Hohen Munde – was für eine Lage. Aufstieg über die sonnige Piste.

Wer sich bis hierher durchgelesen hat, ist nun hoffentlich hungrig und voller Tatendrang.

Eine kleine Ergänzung habe ich noch: im Skigebiet Rosshütte in Seefeld gibt es die Hochegg Alm (1.545m) – eine kleine, gemütliche Hütte an der Familienabfahrt mit schöner Aussicht auf die Seefelder Spitze. Die Gulaschsuppe schmeckt wie aus der Dose und da kommt sie vermutlich auch her. Aber, wenn ich ehrlich bin: mir hat sie trotzdem geschmeckt!

Die Reitherjoch Alm fehlt mir noch.

Welche Hütten rund um Seefeld könnt ihr mir noch empfehlen? Habt ihr ein Lieblingsgericht auf einer bestimmten Hütte? Ich freue mich über wanderbare oder kulinarische Ergänzungen und Tipps in den Kommentaren.